Yoga Nidra: Die Tiefenentspannung, die mehr bewirkt als Schlaf
- Katja
- 27. Nov.
- 4 Min. Lesezeit

Was ist eigentlich Yoga Nidra?
Vielleicht hast du schon von verschiedenen Yoga-Stilen gehört – Vinyasa, Hatha, Yin Yoga. Doch Yoga Nidra ist vielen noch relativ unbekannt.
Das liegt daran, dass wir im Westen Yoga hauptsächlich mit körperlichen Übungen verbinden. In einer typischen Yoga-Stunde stehen die Asanas im Mittelpunkt, manchmal ergänzt durch ein kurzes meditatives Element oder Atemübungen.
Yoga Nidra ist anders: Es gibt keine körperlichen Übungen. Stattdessen praktizierst du im Liegen und tauchst in einen besonderen Bewusstseinszustand ein – irgendwo zwischen Wachsein und Schlaf, zwischen Meditation und tiefer Entspannung.
In diesem Zustand kann dein Körper loslassen, während dein Geist wach und aufmerksam bleibt. Es ist eine Form der Tiefenentspannung, die regenerierend wirkt und dir ermöglicht, auf ganz neue Weise bei dir anzukommen.
Was genau ist Yoga Nidra?
Yoga Nidra bedeutet übersetzt „yogischer Schlaf" – eine jahrtausendealte Praxis, bei der du in einen Zustand tiefer, bewusster Entspannung eintauchst.
Es ist eine systematische Methode, um dein Bewusstsein von der Außenwelt nach innen zu lenken. Dabei geht es nicht um Asanas, Atemübungen oder klassische Meditation, sondern um einen ganz besonderen Zustand zwischen Schlaf und wachem Bewusstsein.
Das Ziel: Zugang zu tieferen Bewusstseinsschichten zu finden und dadurch auf geistiger, emotionaler und körperlicher Ebene vollkommen loszulassen. Maßgeblich geprägt wurde diese Praxis durch die Lehren von Swami Satyananda Saraswati.
Wie funktioniert Yoga Nidra?
Während einer Yoga Nidra Session bleibt dein Geist wach und taucht gleichzeitig in bewusste Ruhe ein. Durch gezielte Entspannungstechniken und Atemführung werden Körper und Geist Schritt für Schritt tiefer entspannt. Oft wird auch ein Sankalpa – ein persönlicher Vorsatz oder eine Intention – verankert, der in den tieferen Bewusstseinsschichten seine besondere Kraft entfalten kann.
Yoga Nidra ist weit mehr als eine einfache Entspannungsübung. Der „Schlaf des Yogi" versetzt dein Gehirn in einen harmonischen Zustand, in dem Körper und Geist mit voller Bewusstheit zur Ruhe kommen. Studien zeigen Veränderungen in der Gehirnaktivität während der Praxis sowie eine Abnahme der Muskelspannung, verbesserte Durchblutung und Senkung des Blutdrucks.

Yoga Nidra vs. Meditation – wo liegt der Unterschied?
Obwohl es viele Meditationsformen gibt, gehört Yoga Nidra streng genommen nicht dazu. Die Praxis findet immer im Liegen in Savasana (der Totenstellung) statt, während Meditation üblicherweise im Sitzen praktiziert wird.
Ein weiterer Unterschied: Du kannst so lange oder kurz meditieren, wie es dir guttut. Yoga Nidra hingegen folgt einem bestimmten Ablauf und benötigt mindestens 20 Minuten, meist jedoch 30 bis 45 Minuten, um alle wesentlichen Phasen zu durchlaufen.
Deshalb ist Yoga Nidra auch nicht einfach mit einer Tiefenentspannung am Ende einer Yogastunde gleichzusetzen – es ist eine eigenständige Praxis mit einer ganz spezifischen Struktur.
Wie läuft eine Yoga Nidra Session ab?
Du wirst durch klare Ansagen in tiefe Entspannung geführt – deine Aufmerksamkeit bleibt dabei wach, sodass du nicht einschläfst. Die Praxis findet in Savasana statt, der Rückenlage, in der du es dir richtig bequem machst.
Die Phasen im Yoga Nidra:
Ankommen & Entspannen
Dein Körper beginnt loszulassen, Spannungen lösen sich. Du wechselst von der äußeren zur inneren Wahrnehmung.
Dein Sankalpa setzen
Du formulierst eine persönliche Intention – etwas, das du erreichen möchtest – und wiederholst sie mental mit voller Überzeugung.
Körperreise
Deine Aufmerksamkeit wandert durch jedes Körperteil. Systematisch entspannt sich dein ganzer Körper, gewohnheitsmäßige Anspannungen lösen sich.
Atem & Energie
Du nimmst deinen Atem bewusst wahr, manchmal zählst du ihn. Tiefere Entspannung entsteht, Energie wird freigesetzt.
Gegensätzliche Empfindungen
Du erfährst Gegensätze wie heiß-kalt oder leicht-schwer, ohne zu bewerten. Das stärkt deine Willenskraft und führt zu emotionaler Entspannung.
Innere Bilder
Du visualisierst den dunklen Raum vor deinen geschlossenen Augen und lässt lebendige Szenen entstehen. Störende Gedanken verschwinden, du sinkst noch tiefer.
Sankalpa verankern
Du rufst deine Intention erneut auf und wiederholst sie dreimal. Jetzt sinkt sie tief in dein Unterbewusstsein.
Achtsames Zurückkommen
Schritt für Schritt kehrst du zurück – durch Atem- und Körperwahrnehmung, sanfte Bewegungen. Du erwachst behutsam aus diesem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein.
Die Ziele von Yoga Nidra
Wir leben in einer hektischen, reizüberfluteten Zeit. Viele Menschen verlieren sich im Außen, in medialer Flut und den Ansprüchen der Moderne. Sie verlieren ihre Mitte.
Yoga Nidra ermöglicht dir, dich jederzeit nach innen zurückzuziehen. In diesem entspannten, aufnahmebereiten Zustand kannst du dich vom Alltagsstress erholen, dich auf deine eigenen Ziele fokussieren und Belastendes auf Abstand halten. Du gehst erfrischt und konzentriert durchs Leben, ohne deine Ziele aus den Augen zu verlieren.
Diese Praxis wird als „dynamische Form des Schlafens" beschrieben. Der tiefentspannte Zustand schafft Zugang zu deinem Inneren – du nimmst deine Gefühle und körperlichen Verspannungen wahr und wirst dir deiner mentalen, emotionalen und spirituellen Bedürfnisse bewusst.
Die positiven Effekte
Auch wenn Tiefenentspannung jederzeit und überall ein großes Ziel ist – der Weg dorthin braucht Übung. Das Gute: Viele positive Effekte spürst du bereits nach wenigen Sessions:
Weniger Reizbarkeit
Besserer Umgang mit Stress
Verbesserte Konzentration und geistige Klarheit
Tieferer, erholsamerer Schlaf
Innere Ruhe und körperliches Wohlbefinden
Bei regelmäßiger Praxis sinkt die Ausschüttung von Stresshormonen, dein Immunsystem arbeitet stabiler. Yoga Nidra wird sogar nachgesagt, Heilungsprozesse zu unterstützen.
Alles in allem: eine Praxis, die du unbedingt ausprobieren solltest.




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